Kolumne Südostschweiz vom 26.01.2016
Ich habe den
Weihnachtsoverkill! Weihnachtsdeko? Damit können Sie mich im Moment jagen – und
zwar sehr schnell und auch sehr weit.
Wenn ich durch unser
Dorf gehe und noch rote Kugeln, an die Mauern geklatschte Samikläuse und wild
blinkende Lichtergirlanden sehe, möchte ich am Liebsten Anzeige erstatten.
Zum Jahresende habe ich
meine ganze Deko genüsslich in Kisten geschmissen. Eine Wohltat, alles
wegzuräumen und Platz zu schaffen.
Kurz habe ich sogar mit dem Gedanken gespielt, die ganzen Kisten dem
Kehrichtwagen anvertrauen. Dieses Jahr war einfach nichts mit Winterwunder-Land
und White Christmas. Der Schnee wollte über Weihnachten und Neujahr nicht so
recht und leise rieselte nur die Schneekanone vor unserem Haus. In der
Zwischenzeit hat es zwar ziemlich Neuschnee gegeben und die lang ersehnte
Winterstimmung ist optisch eingetroffen. Gefühlsmässig ist sie aber einfach zu
spät. Am Liebsten würde ich schon heute die Osterhasen und sämtliche Frühlingsfarben
aus dem Winterschlaf befreien, aber ich werde mich wohl oder übel noch gedulden
müssen.
Ausmisten ist eine tolle
Sache. Befeiend und wohltuend. Eigentlich mache ich das gerne, wenn da nur
nicht die ewigen Diskussionen wären.
Diskussionen mit meinem Mann natürlich. Wenn ich richtig in Fahrt bin,
fege ich durchs Haus und miste aus, was mir in die Quere kommt. Steht dann der
gepackte Kehrichtsack vor der Haustüre, wirft mein Mann mal so kurz einen Blick
hinein. Und schon geht’s los: „Oh nein, das können wir noch brauchen... hey,
das habe ich 1983 im Vereinslotto gewonnen, das will ich behalten!“
Argumente
gegen das Vereinslotto von 1983 zu finden ist schwierig, echt!
Was bleibt mir anderes
übrig als dafür zu sorgen, dass der Kehrichtsack schon weg ist, bevor mein Mann
nach Hause kommt?
Und verstehen Sie mich
bitte richtig: ich schmeisse nicht einfach alles weg. Aber ich behalte auch
nicht alles. Es gibt nun mal Dinge, die haben ihr Ablaufdatum erreicht. Die
Rose aus Plastik, die mir mein erster Schatz an der Chilbi geschenkt hat ist
zwar eine schöne Erinnerung, aber das ist das Foto das ich davon gemacht habe,
auch. Ausmisten kann auch so funktionieren: Foto knipsen, Foto einkleben, Objekt
wegschmeissen (oder verschenken) und ohne Ballast in Erinnerungen schwelgen.
Wer möchte meine Plastik-Rose?